Bereitstellung von mikrobiologisch einwandfreiem Wasser bei der Endoskop-Aufbereitung
Nicht zu unterschätzen
„In Deutschland besitzt das Wasser aus der Wasserleitung einen so hohen Grad an Reinheit, dass es Trinkwasserqualität hat.“
(Deutsches Ärzteblatt Jg.105 Heft 31–32 4. August 2008)
Bei dieser Aussage fühlt man sich zunächst sicher. In der Realität kann es jedoch manchmal vorkommen, dass im Leitungswasser Mikroorganismen sind. Und dort, wo Mikroorganismen vorkommen, sind Biofilme meist nicht weit. Und schlimmer noch: Wo Mikroorganismen vorkommen, ist auch eine Infektion möglich. Insbesondere bei der Aufbereitung von flexiblen Endoskopen spielt die Wasserqualität daher eine entscheidende Rolle.
Schaut man sich an, an welchen Stellen bei der Aufbereitung flexibler Endoskope Wasser zum Einsatz kommt, erkennt man schnell, dass es nahezu jeden einzelnen Schritt betrifft. Beim Ansetzen von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, beim Spülen der Kanäle (Zwischenspülung) und bei der Schlussspülung. Bei der Schlussspülung ist das verwendete Wasser das letzte Medium, dass mit den Endoskopen bzw. den Kanälen in Kontakt kommt. Ist das Wasser nicht mikrobiologisch einwandfrei und tritt hier eine Kontamination auf, so ist eine Rekontamination möglich. Die vorherigen Schritte, obgleich sie einwandfrei durchgeführt worden sind, sind somit nichtig und die vorausgehende Arbeit war leider umsonst. Deswegen ist insbesondere bei der Schlussspülung die Wasserqualität entscheidend.
In der KRINKO-BfArM-Empfehlung (2012) „Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten“ wird darauf hingewiesen, dass das Wasser zur Schlussspülung „mikrobiologisch Trinkwasserqualität hat und frei von fakultativ pathogenen Mikroorganismen ist“. Dies kann „[…] durch Einsatz von Sterilwasserfiltern in ausreichender Menge bereitgestellt werden“
Die Sterilfiltation ist definiert als die Reduktion von mindestens 7 Log-Stufen des Testkeims Brevundimonas diminuta pro Quadratzentimeter Filterfläche (d.h. eine Keimreduktion um 99,99999%). Brevundimonas diminuta gilt als Referenzorganismus für den Teststandard. Er hat einen Durchmesser von 0,3µm und gilt als der kleinste wassergebundene Mikroorganismus. Seine Größe ist ganz entscheidend für die Funktionalitäten eines Sterilwasserfilters. Sterilwasserfilter besitzen in der Regel eine Hohlfaser- oder Flachmembran mit einer Porengröße von 0,2µm, um einen zuverlässigen Schutz vor Wasserkeimen wie Pseudomonaden und Legionellen bieten. Die Porengröße der Membran ist demnach kleiner als die Größe vom Brevundimonas diminuta.
Die Hohlfasermembran besteht in der Regel aus vielen kleinen Röhrchen, die jeweils viele Poren mit der maximalen Porengröße von 0,2µm aufweisen. Das Wasser fließt in die Röhrchen und durch die Poren wieder heraus. Sind im Wasser Mikroorganismen enthalten, so fließt das keimhaltige Wasser in die Röhrchen. Die Mikroorganismen sind zu groß und passen nicht durch die Poren. Sie werden zurückgehalten und sterilfiltriertes Wasser fließt am Filterauslass heraus.
Die Funktionsweise der Sterilfilter werden nach einem technischen Standard abgeprüft, die sog. ASTM F838-15a bzw. die ASTM F838-20. Dieser Teststand dreht sich um die Bakterienrückhaltetestung von Membranfiltern für die flüssige Filtration. Es handelt sich hierbei um einen Belastungstest, d.h. eine Bakteriensuspension mit einer Mindestkonzentration von 107 KBE/cm2 wird durch den Filter geleitet, in einem sterilen Behälter aufgefangen und mittels Membranfiltration mikrobiologisch untersucht. Anschließend wird der Reduktionsfaktor berechnet. Der Testmikroorganismus ist Brevundimonas diminuta.
Die zwei relevanten Schritte des gesamten Aufbereitungszyklus, bei denen Wasser eine große Rolle spielt (siehe Abb.1), sind:
Endständige Sterilwasserfilter haben eine Standzeit, die beachtet und eingehalten werden muss. Zudem ist die tägliche Wischdesinfektion des Filterauslaufs wichtig, um retrograde Kontaminationen vorzubeugen. Dabei sollten die Wasserfilter nicht in das Spülwasser getaucht werden. Eine Kontamination durch Spritzwasser gilt es ebenfalls zu vermeiden.
Die KRINKO-BfArM-Empfehlung (2012) verweist darauf, dass „[…] bei der maschinellen Aufbereitung im RDG-E […] das Wasser zur Schlussspülung […] durch Erhitzen desinfiziert, sterilfiltriert oder durch UV-Bestrahlung desinfiziert“ wird. Welches Verfahren oder welche Kombination von Verfahren eingesetzt wird, variiert von Hersteller zu Hersteller
Marcel Jung M. Sc.,
Produktmanager Endoskopie