Händedesinfektion im Aufbereitungsprozess flexibler Endoskope
Tragen von Handschuhen bietet keinen vollständigen Schutz
Während des Aufbereitungsprozesses von flexiblen Endoskopen spielt die gezielt durchgeführte Händesdesinfektion im reinen wie auch im unreinen Bereich eine wichtige Rolle. Durch die Händedesinfektion soll verhindert werden, dass eine Kontamination über die Hände von der unreinen auf die reine Seite gelangt, dass vollständig aufbereitete Endoskope durch die Hände rekontaminiert werden und dass das Endoskopiepersonal im unreinen Bereich vor der potenziell infektiösen Flora geschützt wird. Denn das Tragen von Handschuhen bietet keinen vollständigen Schutz der Hände.
Zum einen sind die Handschuhe nicht vollständig dicht bzw. können während des Gebrauchs Mikroperforationen aufweisen, vor allem bei starker mechanischer Beanspruchung [1]. Darüber hinaus können die Hände beim Ablegen der Handschuhe kontaminiert werden [1]. Zur Händedesinfektion sind Produkte auf Basis von Ethanol, iso-Propanol oder n-Propanol geeignet, die nachweislich in 30sec ausreichend stark gegen Bakterien und Hefepilze wirksam sind (z.B. VAH-Liste).
Wegen des langen Tragens von Handschuhen sind Formulierungen mit einem guten Hautpflegekomplex vorteilhaft, um Hautirritationen vorzubeugen [2].
Nachfolgend wird ein Ablauf beschrieben, der in der Mehrzahl der Kliniken mit einer zentralen Aufbereitung der Endoskope Anwendung finden kann.
Nach Abschluss der endoskopischen Untersuchung wird das verwendete Endoskop der Vorreinigung zugeführt. Dazu trägt der Mitarbeiter üblicherweise medizinische Untersuchungshandschuhe, da es sich um eine unreine Tätigkeit handelt. Nach Abschluss aller vorreinigenden Tätigkeiten (Abb.1–3) wird das Endoskop in einen Transportbehälter gelegt.
2.1. Maschinelle Aufbereitung
Die Mitarbeiter der Aufbereitung sollen bei allen unreinen Tätigkeiten ausreichend lange Schutzhandschuhe tragen.
Praxistipp Schutzhandschuhe: Die Hersteller der Reiniger und Instrumentendesinfektionsmittel geben im Sicherheitsdatenblatt unter 8.2. üblicherweise an, welche Schutzhandschuhe geeignet sind, um die Exposition der Haut zu begrenzen.
Nach Durchführung des Dichtheitstests (Abb.5) und den verschiedenen Schritten der manuellen Reinigung (Abb.6–9) wird das RGD-E geöffnet und das Endoskop zur maschinellen Aufbereitung in das RDG-E eingebracht (Abb.10). Sobald das RDG-E beladen ist, gilt:
Die Desinfektion dieser Flächen mit Händekontakt am RDG-E ist sinnvoll, da nach der manuellen Reinigung in Abhängigkeit vom untersuchten Organsystem von einer starken mikrobiellen Kontamination der Reinigungslösung und somit auch der Außenseite der Handschuhe ausgegangen werden muss. In der Folge würde ein Teil davon durch die Berührung auf die Kontaktfläche übertragen und könnte nach Abschluss der Aufbereitung beim Öffnen des RDG-E über die frisch behandschuhten Hände auf das aufbereitete Endoskop gelangen.
Praxistipp: Zur Desinfektion der kleinen Flächen am RDG-E bieten sich vorgetränkte Desinfektionstücher mit einer schnellen bakteriziden und levuroziden Wirksamkeit an (≤ 5 min).
Nach Abschluss der Aufbereitung wird zunächst das RDG-E mit desinfizierten oder behandschuhten Händen geöffnet, das Endoskop ggf. der manuellen Trocknung zugeführt (Abb.11) und danach in einen Trockenlagerschrank verbracht oder in einem geschlossenen Behälter für den Transport gelagert. Anschließend werden ggf. die Handschuhe abgelegt und die Hände desinfiziert. Ob diese letzten Schritte mit desinfizierten oder behandschuhten Händen durchgeführt werden, ist nach einer örtlichen Risikoabwägung zu entscheiden.
2.2. Manuelle Aufbereitung
Da die Möglichkeit des direkten Hautkontakts mit Chemikalien zur Aufbereitung gegeben ist, sollten die Mitarbeiter für die unreinen Tätigkeiten Schutzhandschuhe anlegen. Nach Durchführung des Dichtheitstests (Abb.5) und den verschiedenen Schritten der manuellen Reinigung (Abb.6–9) wird das Endoskop in das Becken mit der Desinfektionslösung eingelegt und dieses mit dem Deckel verschlossen (Abb. 10a). Danach gilt:
Zur manuellen Schlussspülung und zur Trocknung (Abb. 10b und Abb. 11) werden neue Handschuhe angelegt. Nach Abschluss der Aufbereitung wird das Endoskop in einen Trockenlagerschrank oder einen geschlossenen Behälter verbracht. Wenn unmittelbar danach eine weitere manuelle Aufbereitung durchzuführen ist, können die Handschuhe für die anstehenden unreinen Arbeiten weiterhin getragen werden. Alternativ können, je nach Örtlichkeit, die Hände desinfiziert und neue Schutzhandschuhe angelegt werden.
Wenn keine weiteren manuellen Aufbereitungen durchzuführen sind, gilt:
Abbildung 1
Abbildung 2
Abbildung 3
Abbildung 5
Abbildung 6
Abbildung 7
Abbildung 8
Abbildung 9
Abbildung 10
Abbildung 10a
Abbildung 10b
Abbildung 11
Prof. Dr. Günter Kampf
Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin
1 | Kampf G, Assadian O, Kramer A. Untersuchungshandschuhe. In: Kampf G, Ed. Kompendium Händehygiene Wiesbaden: mhp-Verlag 2017; 126-45.
2 | Kampf G, Löffler H. Hautgesundheit der Mitarbeiter. In: Kampf G, Ed. Kompendium Händehygiene Wiesbaden: mhp-Verlag 2017; 163-96.