Neues aus der Innovation: Die Antrocknungszeit von Blut und ihr Einfluss auf das Reinigungsergebnis
Hat die Antrocknungszeit von Blut und damit die Standzeit chirurgischer Instrumente vor der Aufbereitung in der AEMP einen Einfluss auf das Reini gungsergebnis? Und wenn ja, welchen? Um diese Fragen zu beantwor ten, wurden in der Abteilung Innovation bei Dr. Weigert innerhalb des letzten Jahres umfangreiche Laborarbeiten durchgeführt und dabei zum Teil überraschende Antworten erhalten. Im Vorfeld mussten dazu zunächst von Stefanie Lohse, zwei verschiedene spektroskopische Analyse methoden für Proteine etabliert und für die Anforderungen des Projekts im Hinblick auf die geplanten Versuche angepasst werden. Anschließend erfolgten systematische Rei nigungsversuche mit Schafblut-Prüfkörpern, die nach der Herstellung unterschiedlich lange getrocknet worden waren. Schafblut hat eine ähnliche Zusammensetzung wie Humanblut und eignet sich daher sehr gut als realistische Testanschmutzung.
Die im Anschluss an die Reinigung verblie benen Blutrückstände wurden mit vier ver schiedenen Bestimmungsmethoden sowohl visuell als auch spektroskopisch ausgewertet und die Ergebnisse anschließend graphisch aufbereitet.
Dabei stellte sich heraus, dass sich oberflächliche Blutrückstände innerhalb der ersten 1-2 Stunden besonders schlecht entfernen lassen anders als unmittelbar nach der Kontamination und nach längeren Standzeiten. In dieser Phase ist das Blut bereits koaguliert und hat eine klebrige, gelartige Konsistenz angenommen, wodurch im lebenden Organismus Verletzungen von Gewebe verschlossen und so Blutungen gestoppt werden. Da das Blut aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig durchgetrocknet ist, bleiben auch wasserlösliche Bestandteile wie beispielsweise Hämoglobin an den Prüfkörpern haften, indem sie durch die Gel-Matrix zurückgehalten werden. Für oberflächliche Blutrückstände kann aus den Ergebnissen daher abgeleitet werden, dass der optimale Zeitraum für die Reinigung etwa zwischen 3 und 24 h nach der Kontamination liegt, sofern das Blut nicht unmittelbar nach der Anwendung und somit vor Eintreten der Koagulation vollständig entfernt werden kann. Der zeitliche Rahmen, der in gängigen Richtlinien für die Aufbereitung empfohlen wird, ist davon unmittelbar betroffen, somit sind diese Ergebnisse für die Aufbereitungspraxis von großer Relevanz.
Um zu klären, wie sich die unterschiedlichen Trocknungszeiten bei komplexeren Geometrien wie Gelenken, Kanälen und anderen schwer zugänglichen Stellen von Instrumenten auf das Reinigungsergebnis auswirken, sind weiterführende Experimente erforderlich, da bisher nur homogene, oberflächliche Kontaminationen mit Blut betrachtet wurden. Eine entsprechende Studie dazu ist bereits in Planung.
Unsere vollständigen Forschungsergebnisse wurden im August 2024 im Journal of Hospital Infection veröffentlicht.
Dr. Bastian R. Wulff
Leitung Innovation & Spezielle Projekte Projektdurchführung: Stefanie Lohse, Bastian Wulf